Tipps & Tricks PPC 1500
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Wer mit PPC anfängt und die ersten Erfahrungen gesammelt hat, fragt sich schnell was man ändern muss um Erfolge zu erzielen.
Das ist natürlich sehr individuell und kann nicht in 3 Sätzen beantwortet werden. Dennoch möchten wir versuchen, ein paar Tipps & Anregungen zu liefern, die aus eigenen Erfahrungen entstanden sind oder von anderen Schützen empfohlen wurden.
Gerne dürft Ihr uns ein Feedback geben wenn etwas besonders gut funktioniert hat oder eben auch nicht. Auch für weitere Anregungen sind wir offen.
Einen Überblick über die gesamte Disziplin PPC 1500 findet Ihr hier. Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Matches ein, zeigen die Besonderheiten auf und versuchen Tipps zu geben.
Zukünftig werden noch Fotos und Videos dazu kommen um die einzelnen Positionen und Abläufe auch visuell darzustellen.
Match 1:
Station 1: 7 Meter 20 Sekunden 12 Schuss stehend frei
Die Waffen sind geladen (= immer unterladen, d.h. es befindet sich bei Pistolen keine Patrone im Patronenlager, es wird nur das Magazin eingeführt) im Holster.
Bei Pistolen darf der Hahn vorgespannt sein, das erleichtert das Fertigladen für den ersten Schuß nach dem Ziehen.
Auf 7 Meter sind 20 Sekunden reichlich viel Zeit, man kann also in "aller Ruhe" sauber in die 10 halten. Nach den ersten 6 Schuß wird entladen, mit Speedloader für den Revolver nachgeladen bzw. ein neues Magazin bei Pistolen eingesetzt und es folgen die letzten 6 Schuß. Das Nachladen erfolgt ohne Kommando, ist also Bestandteil des Wettkampfablaufes und zählt mit zu der vorgegebenen Zeit.
Fortgeschrittene Schützen wollen auf dieser Station keine 10er sondern X-er, also die Innenzehn treffen, bei eventueller Punktegleichheit am Ende eines Wettkampfes entscheidet die höhere Anzahl der X-er.
Match 1:
Station 2: 15 Meter 20 Sekunden 12 Schuss stehend frei
Identischer Ablauf zu Station 1, allerdings ist die Entfernung zur Scheibe jetzt mehr als doppelt so weit.
Wer hier anfängt zuviel Zeit für ein exaktes Visierbild zu investieren, wird schnell merken dass 20 Sekunden auf dieser Entfernung nicht mehr so reichlich sind.
Von Vorteil ist es hier, wenn die Waffe möglichst ruhig liegt und nicht 10cm hoch springt. Je weniger die Waffe auslenkt desto schneller ist man wieder im Ziel. Ein gleichmäßiger Schießrythmus ist ebenfalls hilfreich: was nützt es wenn die ersten 6 Schuß perfekt sitzen, aus Zeitmangel dann aber die letzten 6 schön um die 10 herum platziert werden?
Manche Schützen berichten davon, dass es sie sehr irritiert bzw. ablenkt wenn auf offenen Ständen geschossen wird und die Visiereinstellung präzisionsdisziplinentypisch "10 aufsitzend" eingestellt ist. Dann kann man sehr schön sehen wie der durch das Tageslich hell angestrahlte Hintergrund - wie etwa ein Sandkugelfang - das Visierbild verändert. Abhilfe schafft hier die viel genutzte Einstellung "10 abdecken", d.h. der Schütze stellt das Korn voll in die 10 und deckt sie ab.
Zeiteinsparpotenzial bietet ein vernünftiges Sportholster: schnelles Ziehen, möglichst ohne Widerstand, erleichtert den schnellen Anschlag. Leder- oder Corduradienstholster funktionieren zwar auch, typischerweise sind das aber Every-Day-Carry-Modelle und keine Sportholster.
Es hilft auch ungemein wenn man weiß wo sich die Waffe befindet. Klingt banal, es kostet aber zuviel Zeit wenn die Hand einmal auf die Visierung oder gar ins Leere gegriffen hat und man nachgreifen muss. Kleine Drillübungen zu Hause mit ungeladener Waffe schulen das Muskelgedächtnis enorm.
Ebenfalls nicht unwichtig ist ein zügiger Reload: natürlich möchte ich meine teuren Hülsen wiederladen und wenn ich schon Revolver schieße, dann entlade ich die abgefeuerten Hülsen bitteschön in meiner Handfläche und lasse sie dann in einen bereitstehenden Eimer fallen. Kann man machen, wenn man die Zeit hat. Die Ergebnisse vieler Schützen zeigen: die Zeit haben die Wenigstens.
Wer hier ausschließlich 10er mit einem hohen X-er Anteil schießt, der kann sich solche Raffinessen leisten, alle anderen verschenken Ringe!
Also: schießen > mitzählen & wissen wann der letzte Schuß der Trommel raus ist > jetzt nicht gucken wie man getroffen hat, die Löcher sind sowieso unwiederbringlich in der Pappe > Trommel ausschwenken und mit einem ordentlich kräftigen Impuls auf den Auswerfer schlagen: die Hülsen fliegen aus der Trommel und man kann nachladen > weiter geht's.
Nach dem das Match beendet ist und der RO "Sicherheit" erklärt hat, kann man seine Hülsen aufsammeln.
Das erste Match ist beendet und es folgt Match 2.
Im Regelfall wechseln die Schützen selber ihre Scheiben, legen die beschossen Scheiben so ab, dass evtl. Tiefschüsse oder Abpraller keine Beschädigungen hinterlassen und ziehen die nächste Wettkampfscheibe auf.
An dieser Stelle kann es sein, dass ein RO einen Vermerk auf der Scheibe hinterlässt. Etwa "Overtime", also Schüsse die nach Beendigung der Schießzeit abgegeben wurden, oder fehlende Schüsse, wenn der Schütze z.B. eine Waffenstörung hatte und nicht alle Schüsse abgeben konnte. Die Vermerke sind sehr hilfreich für die Auswertenden, es kommt sonst vor das sehr lange nach diesen fehlenden Schüssen gesucht wird.
Auch der Regelfall: die Schützen sind gerade erst wieder an der Feuerlinie angekommen und der RO erteilt bereits wieder die Anweisungen wie das nächste Match zu verlaufen hat. Man hört das manchmal monotone "...wir schießen Match 2 18 Schuß in 90 Sekunden kniend frei..." , schaut an sich herunter und stellt fest: meine Magazine sind noch nicht wieder voll, der Timer fehlt noch, mein Hals ist trocken, meine Hände feucht und überhaupt schlägt gerade mein Puls viel zu schnell.
Keine Panik, das ist alles Routinesache:
Niemand fängt an zu schießen bevor nicht alle bereit sind. Und bereit bin ich, wenn ich sage ich bin bereit. Natürlich soll das Match nicht unnötig in die Länge gezogen werden.
Aber der RO gibt jedem die Zeit sich auf die nächste Station vorzubereiten. Er sieht was die Schützen tun. Das Kommando "Laden & Holstern" kommt nicht, bevor nicht jeder mit allem fertig ist.
Und wenn man sich plötzlich nicht mehr sicher ist was da gerade gesagt wurde, dann fragt man nach. Immer dran denken: RO's sind FÜR den Schützen da!
Es hilft ungemein wenn man den Ablauf der Disziplin auswendig kennt, trotzdem brauchen auch manchmal die Profis noch einen Hinweis was jetzt als nächstes kommt. Die DM 2015 in Philippsburg hat gezeigt, das der Mensch keine Maschine ist: bei über 40°C kommt mancher an seine Grenzen.
Match 2 25 Meter 90 Sekunden
6 Schuss kniend frei
6 Schuss stehend, linke Hand, Pfosten links
6 Schuss stehend, rechte Hand, Pfosten rechts
Dieses Match empfinden viele Schützen als das Einfachste, das mag daran liegen dass es auf der Standardentfernung eines jeden GK-Schützen - 25 Meter - geschossen wird, auf nahezu jedem Stand trainiert werden kann auch wenn neben einem gänzlich andere Disziplinen geschossen werden oder weil es gefühlt viel Zeit für wenig Schüsse ist.
Fakt ist allerdings: kniend frei ist eine relativ instabile Position die auch geübt werden will.
Etwas ungewohnt ist für Anfänger die Übergabe der geladenen Waffe in die linke Hand. Es kommt immer wieder zu kritischen Abläufen weil die Mündung dem Sicherheitsbereich zu Nahe kommt oder der Finger dann noch im Abzugsbügel steckt.
Unbedingt darauf achten: Positionswechsel grundsätzlich und ausnahmslos mit ungeladener Waffe durchführen. Wobei das Wechseln von links nach rechts im Stehendanschlag nicht als Positionswechsel angesehen wird. Dass Waffen beim Aufstehen natürlich immer Richtung Kugelfang zeigen und nicht auf den Standnachbarn dürfte klar sein.
Ab jetzt sollte jeder auf "Betriebtemperatur" sein denn jetzt wird auf eine Distanz von 50 Metern geschossen.
Match 3 50 Meter 165 Sekunden
6 Schuss sitzend
6 Schuss liegend
6 Schuss stehend, linke Hand, Pfosten links
6 Schuss stehend, rechte Hand, Pfosten rechts
Wieder erscheint einem die Schießzeit als sehr lang, tatsächlich erfordern aber die Positionswechsel relativ viel Zeit und schnelles Schießen ist auf dieser Distanz schwer möglich. Wer bisher keinen Timer genutzt hat um sich die verbleibende Zeit anzeigen zu lassen, der sollte spätestens hier umdenken. Es ist unmöglich die Zeit richtig einzuschätzen und weder 20 Sekunden noch 2 Schuß übrig zu haben bringt einen näher ans Ziel.
Anders als der Stehendanschlag sind die Positionen kniend & liegend sehr ungewohnt. Gerade im Sitzen ist bequeme Kleidung vorteilhaft, schließlich müssen wir während der 6 Schuß auch atmen können. Oft sieht man dass die Unterarme auf einem oder beiden angewinkelten Knien abgestützt werden. Das fühlt sich anfangs sehr wackelig an, wird aber von einem Großteil der Schützen bevorzugt.
Im Liegendanschlag ist zwar das Atmen kein Problem, hier stellen aber viele Schützen fest dass es gar nicht so einfach ist "bergauf" zu zielen ohne dass die Visierung anfängt zu verschwimmen. Gerne ist hier auch der Rahmen der Brille im Sichtfeld, Abhilfe schafft da z.B. ein etwas dickeres Nasenpad so dass die Brille höher sitzt.
Brillenträger mit Korrekturgläsern sind noch einmal benachteiligt: der schärfste Punkt einer Korrekturbrille wird so eingeschliffen, dass man normal gerade stehend durch die Brille schaut. im Liegendanschlag klappt das natürlich nicht mehr. Spezialisten für Schießbrillen wie etwa Stephan Schöggl, Manfred Müller oder Stephan Zeitner können dabei helfen.
Diese beiden Schießpositionen muss sich aber jeder selbst erarbeiten. Abgesehen von den Vorgaben der Sportordnung die z.B. das Einhalten der Feuerlinie festlegen, haben die Schützen recht freie Wahl wie sie sitzen oder liegen. Es darf auch niemand rechts oder links gestört werden, dies ist manchmal auf sehr beengten Ständen schwierig. Wer sich also angewöhnt hat mit 30° Versatz zur Scheiben zu liegen, kann beim nächsten Match in Schwierigkeiten kommen.
Im Liegendanschlag hat man sehr gut die Möglichkeit, die unterstützende Hand ein wenig tiefer anzusetzen und auf dem Boden abzustützen. 1 oder 2 Finger unter das Magazin oder den Revolvergriff trennen dabei sicher die Waffe vom Boden.
Hier sei noch einmal der Hinweis angebracht: Stellungswechsel nur mit ungeladener Waffe!
Viele Range Officer leiten das nächste Match etwas sarkastisch mit den Worten "Willkommen zum allseits beliebten Match 4" ein.
Wohl wissend dass sich hier auch viele sehr gute Schützen schon öfter das Gesamtergebnis "versaut" haben. Es ist auch zu verlockend: man kommt gerade von 50m, hatte viel Zeit - die man auch gebraucht hat - und jetzt steht man wieder in natürlicher, bequemer Haltung ganz nah an der Scheibe und braucht einfach nur die riesengroße 10 auszustanzen:
Match 4 25 Meter
12 Schuss stehend frei 35 Sekunden
12 Schuss stehend frei 35 Sekunden
Natürlich ist es einfach. Grundsätzlich jedenfalls. Wenn da nicht die 35 Sekunden wären die irgendwie entweder unglaublich schnell vorbei sind oder nach 12 Schuß noch über 7 Sekunden weiterlaufen.
Auch hier empfiehlt sich ein Timer. Zu risikoreich ist es von anderen Schützen mit gezogen zu werden. Es entwickelt sich manchmal schlagartig eine Dynamik an der Feuerlinie dass selbst abgebrühte Schützen aus dem Takt kommen. Also: Timer nutzen!
Jetzt folgt nach erneutem Scheibenwechsel das Match 5.
Im Prinzip ist das gesamte Match 5 eine verkürzte Zusammenfassung von Match 1-4, wobei sich Match 5.1 (= Station 1 + 2) zusammen setzt aus:
Match 5
Station 1: 7 Meter 20 Sekunden 12 Schuss stehend frei
Station 2: 25 Meter 90 Sekunden
6 Schuss kniend frei
6 Schuss linke Hand, Pfosten links
6 Schuss rechte Hand, Pfosten rechts
und das Match 5.2 (= Station 3 + 4) beinhaltet ein reines Match 3 + noch einmal kurze 6 Schuß auf 25 Meter bei denen sich sehr gerne noch einige "Miese" ansammeln können.
Station 3: 50 Meter 165 Sekunden
6 Schuss sitzend
6 Schuss liegend
6 Schuss stehend, linke Hand, Pfosten links
6 Schuss stehend, rechte Hand, Pfosten rechts
Station 4: 25 Meter 12 Sekunden 6 Schuss stehend frei
Man hat 144 Schuß + WarmUp in einer Stunde hinter sich gebracht, was sollte jetzt also noch auf 25 Meter daneben gehen? Viele wissen aus Erfahrung: eine Menge.
Die Konzentration lässt nach, plötzlich ist der Durst wieder da, der nächste Wettkampf sitzt schon zeitlich im Nacken... und dann sind 6 Schuß in 12 Sekunden schon nach 6 Sekunden draußen und man ärgert sich.
Also nochmals volle Konzentration und die "Ugly Six" sauber platzieren damit sie nicht wirklich hässlich werden.